Kulturgüter in Gefahr?!?

Schon Ende der 1970er Jahre, nach der Überschwemmung des Magazins durch talwärts fließendes Regenwasser nach einem Hagelsturm im August 1972, wurde die Nord- und Westseite der Bibliothek mit einer Hochwasserschutzwand aus Beton und wasserdichten Metalltoren umgeben, um eine erneute Überschwemmung des Gebäudes zu verhindern. Warum die Mechanik der Fluttore beim Starregen im Juni 2021 dennoch nicht prompt reagierte, ist bisher noch unklar. Erst nachdem die anwesenden Kolleginnen und Kollegen es schafften, die Tore manuell zu schließen, konnte ein weiteres Eindringen des strömenden Wassers verhindert werden.

Die UB hatte in den letzten Jahren immer wieder mit Wassereinbrüchen zu kämpfen, dabei drang das Wasser in erster Linie über die defekten Abwasserrohre der Dachentwässerung ins Gebäude ein, nicht selten bis in die im Untergeschoss befindlichen Magazinräume. Neben anderen unerwünschten Eindringlingen (Stichwort „Ratten“) führten auch die Wasserschäden jedes Mal zu Schäden, sodass immer eine immense Anzahl von beschädigten Büchern aussortiert werden musste. Die hierdurch entstehenden finanziellen Einbußen müssen dann aus dem laufenden Jahresetat beglichen werden, was wiederum dazu führt, dass eingeplante Gelder an anderer Stelle knapp werden.

Weitaus bedenklicher als der Verlust von wissenschaftlicher Literatur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist jedoch die akute Bedrohung von Beständen, die nicht einfach nachgekauft werden können. Immerhin verfügt die UB über eine Vielzahl von unersetzlichen historischen Originalen aus den ehemaligen Sondersammelgebieten der Bibliothek und Sammelschwerpunkten im Bereich der Architektur und Technikgeschichte. Hierbei handelt es sich um Karten, Baupläne, Zeichnungen sowie wertvolle Bücher, die teilweise in keiner anderen Bibliothek nachgewiesen sind.

Diese wertvollen Bestände werden normalerweise in einem Tresorraum aufbewahrt, mussten jedoch aufgrund der aktuellen Sanierungsarbeiten dort im Vortragssaal zwischengelagert werden. Ein möglicher Wasserschaden an diesen ausgelagerten Beständen, der fast immer Schimmelbefall infolge unzureichender Trocknung nach sich zieht (bei dem Unwetter von 1972 konnten zahlreiche Bestände zunächst gerettet werden, schimmelten aber infolge mangelnder Austrocknung und mussten später entsorgt oder aufwendig restauriert werden), konnte nur im letzten Moment abgewendet werden, weil Miterarbeitende zur Unglückszeit vor Ort waren und die Feuchtigkeit zurückdrängen konnten.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse stellt sich daher die dringende Frage, wie diese Kulturgüter noch entsprechend sicher gelagert werden können. Oder anders formuliert, wie sicher ist das UB-Gebäude im Stadtgarten noch?

 

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